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Regionaler Einkauf

Wer weiter denkt, kauft näher ein!

© Volker Brinkmann, Biofrisch Nordost

Die Entscheidung für oder gegen das eine oder das andere Produkt hat Auswirkungen, die weit über den Einkaufspreis hinausgehen, auf unsere gesamte Wirtschaft und auch auf die nationalen und internationalen Handelsstrukturen. Mit unserem Einkauf können wir zu Veränderungen beitragen, den regionalen Einkauf stärken und den fairen Handel fördern. Zwei Seiten derselben Medaille, die heißt: gute Lebensbedingungen für alle Menschen. 

Es gibt viele gute Argumente für den Kauf regionaler und saisonal vorhandener Produkte:

  • Regionaler Einkauf hat kulturelle Auswirkungen, die bäuerliche Kulturlandschaft wird erhalten. 
  • Regionaler Einkauf hat soziale Auswirkungen, er fördert die Arbeitsmöglichkeit von Menschen vor Ort, erhält und schafft Arbeitsplätze. 
  • Regionaler Einkauf bedeutet auch für viele Produkte kürzere Wege und weniger Verpackungsmüll.
  • Durch den persönlichen Kontakt zum Produzenten wird Vertrauen aufgebaut und das Sozialgefüge gestärkt.
  • Durch regionalen Einkauf erhalte ich eine Herkunftsgarantie für die Produkte.
  • Durch den Einkauf saisonaler Lebensmittel aus der Region ergibt sich oft ein Preisvorteil gegenüber importierten oder Gewächshausprodukten.

Tipps zum Kauf regionaler und saisonaler Produkte

Wollen Sie zukünftig bewusst regional und saisonal produzierte Produkte kaufen, ist natürlich die Gemüsegärtnerei/der Bauernhof von nebenan die erste Wahl. Ist dieser aber nicht vorhanden, ist ein Gang zum Stand eines Direktvermarkters auf dem Wochenmarkt in der Nähe sinnvoll. Auch das Bevorzugen ortsansässiger Fleischer und Bäcker gegenüber Discounterware ist ein Beitrag zum regionalen Wirtschaften. Selbst im Discounter bzw. Supermarkt haben Sie oft die Auswahl zwischen weitgereisten und regionalen Produkten. 

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Ein Erklärungsversuch

© Hamburger Regionalwaren

Warum sind regionale Lebensmittel schmackhafter?

Haben Sie das auch schon erlebt? Sie nehmen sich ein paar landestypische Spezialitäten aus dem Urlaub mit nach Hause. Doch: Dort schmecken sie nur noch halb so gut wie im Herkunftsland. Woran könnte das liegen?

Die Franzosen nennen es "Terroir": der typische Geschmack einer Landschaft. Der Begriff bedeutet: In guten Lebensmitteln findet sich all das wieder, was die Region ausmacht, aus der ihre Zutaten stammen. Aber nur, wenn sie vernünftig erzeugt worden sind: Also langsam wachsen durften, ohne Pestizide, Kunstdünger, Kraftfutter, Medikamente. Und natürlich: Wenn sie sorgsam weiterverarbeitet wurden. Denn nur dann können sie genau die Inhaltsstoffe sammeln und bereitstellen, die für ihre Herkunftsregion typisch sind. Und den Menschen, die sie schließlich essen, genau das zur Verfügung stellen, was sie für ihr Leben in der Region benötigen – und was ihnen deshalb auch gut schmeckt. Denn der Geschmack signalisiert ja: Das ist gut, das braucht der Körper gerade.

Der ökologische Blick auf die Nahrungskette

Der Ernährungsexperte Michael Pollan sieht dies genauso. Und  nennt es den "ökologischen Blick" auf die menschliche Nahrungskette. Seine These: Gesunde und schmackhafte Lebensmittel entstehen nicht durch Zusätze und industrielle Weiterverarbeitung. Sondern nur durch gesunde Lebensmittelketten vom Boden bis zum Teller – mit Zeit und Liebe erzeugt, weiterverarbeitet und genossen. Deshalb sein Rat: "Essen Sie so wie die Franzosen." Nehmen Sie sich Zeit zum Essen. Setzen Sie so weit wie möglich auf traditionelle Lebensmittel aus ihrer Nähe. Schmecken Sie, wie Ihre Region schmeckt. Werden Sie Teil einer kurzen Nahrungskette. Denn: Regionale Lebensmittel, möglichst direkt beim Erzeuger gekauft, sind frischer, schmackhafter und nahrhafter als weit gereistes und hochverarbeitetes Essen, mit Inhaltsstoffen, die niemand sich jemals selbst kaufen würde. Nicht umsonst heißt Pollans neuestes Buch "Essen Sie nichts, dass Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte".

Besser essen, weniger zahlen

Also: Gehen Sie auf den Markt, und schütteln Sie die Hand derjenigen, die Ihr Essen herstellen. Das schafft Vertrauen und Verantwortung. Oder lassen Sie sich eine Bio-Kiste von einem Hof der Region kommen. Ja, das ist häufig ein wenig teurer. Aber Sie werden feststellen: Schon kleinere Portionen machen Sie satt. Und damit glücklich.

Eine Zukunft für die regionale Landwirtschaft

Der angenehme Nebeneffekt: Das Geld, das Sie für Ihre Lebensmittel ausgeben, bleibt in der Region. Und stärkt die regionalen Wirtschaftskreisläufe, so dass auch kleine Betriebe eine Zukunft haben. Die einzige, die dabei leidet, dürfte Ihre Mülltonne sein. Sie wird viel weniger gefüttert. Und magert ab. Aber das werden Sie verschmerzen können – und all die exotischen Spezialitäten und hoch verarbeiteten Produkte bald schon nicht mehr vermissen.

Ulf Schönheim, Jahrgang 1971, Inhaber von Hamburger Regionalwaren und Gründungsmitglied der Regionalwert AG Hamburg